Maike Lindemann: Kunst im Kopf

Mein Name ist Maike Lindemann. Im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen, begann ich als Vierjährige, meine ersten enthusiastischen Gesänge über die gemeinschaftliche WG-Anlage einzufangen. Nach einigen Umwegen führte mich mein Weg zum Jazz&Pop-Gesangsstudium nach Arnhem (Niederlande) und später für ein Masterstudium in „Improvisiertem Gesang“ nach Weimar. Als freiberufliche Sängerin tourte ich viele Jahre mit verschiedenen Bands – von Funk über A Cappella bis hin zu Singer-Songwriter-Jazz – durch Deutschland und die Welt. Ich sang auf Konzerten in Arenen, Philharmonien, Clubs und Jazz-Festivals und veröffentlichte zahlreiche Alben.

2020 folgten die ersten Aufnahmen für mein Debütalbum als Solo-Vocal-Loop-Artist.

Doch dann musste ich mein Leben immer weiter reduzieren. Bereits in den Jahren zuvor begannen diffuse Symptomfeuer quer durch meinen Körper zu fegen.

Durch eine starke Verschlechterung nach moderatem Covid im Februar ’22 kam die Diagnose ME/CFS auf den Tisch. Seit April ’22 bin ich arbeitsunfähig.

Mein Körper ist so geschwächt, dass ich meinen Alltag nicht mehr ohne Hilfe gestalten kann. Das Leitsymptom Post-Exertional Malaise (PEM) setzt mir körperlich, kognitiv und emotional enge Grenzen: Bereits Gespräche, Licht und Geräusche stellen eine Belastung dar.

Meine Konzentration ist meist wie von Nebelschwaden verhüllt, und klar zu kommunizieren erfordert viel Kraft. Alle Aktivitäten muss ich in kleinste Einheiten sezieren, so dass immer genug Zeit zum Ausruhen bleibt.

Ich kann nur noch selten meine Wohnung verlassen und verbringe die Tage überwiegend im Bett mit geschlossenen Augen. In all dieser Ohnmacht frage ich mich meditierend: Ist es schon Kunst, auch wenn es nur in meinem Kopf stattfindet?